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William Blake: Newton, gemeinfrei

William Blake: Newton, gemeinfrei

Johann Franz Budde (1667-1729) im Kontext

Bearbeiterin: Nora Blume

Das Dissertationsprojekt befasst sich mit theologisch-philosophischen Debatten um 1700 im mitteldeutschen Raum. Im Zentrum steht der Philosophie- und Theologieprofessor Johann Franz Budde (1667-1729) und seine von der christlichen Kabbala inspirierten Schriften, die auf europaweite Zusammenhänge Bezug nahmen und lokale ebenso wie überregionale Kontroversen auslösten. In der Forschung zu Budde wurde dieser Aspekt bislang nicht beachtet, der die Beurteilung Buddes als bereits „der Aufklärung“ nahestehendem Gelehrten in Frage zu stellen scheint. Vielmehr eröffnet dieses Faktum aber die Frage danach, was in der Regel unter Aufklärung verstanden wurde und wird.

Die Arbeit setzt sich daher mit zwei Perspektiven auseinander:

Einerseits wird danach gefragt, in welchen Historisierungsrastern Budde bislang verortet wurde und wie diese entstanden sind. Damit widmet sich das Forschungsprojekt der Entstehung von historiografischen Kategorien auf genealogische Weise.

Andererseits dient das Vorhaben dazu, die Kontexte von Buddes Verwertungen von Theologumena, die um 1700 pejorativ als hermetisch-platonisch bezeichnet wurden, konsequent zu historisieren. Die Studie zielt darauf, die mit diesen Aussagen verbundenen philosophischen und theologischen Auseinandersetzungen sichtbarzumachen, die zwischen Behauptung wie Beanspruchung von Orthodoxie changierten, Orient- und Toleranzdiskurs, Atheismusvorwurf und Debatten über das Judentum changierten.

Die Pluralität religiöser Erfahrung:
Christentum in Deutschland zwischen Erweckung und Konfessionalisierung 1790-1840

Bearbeiter: Dr. Diethard Sawicki

Die von sozialen und politischen Umwälzungen geprägten Jahrzehnte zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Vormärz waren auch eine Phase besonderer religiöser Dynamiken in Europa. Neue Formen erfahrungszentrierter Religiosität formierten sich, Konfessionsgrenzen wurden in Frage gestellt, naturphilosophische, theosophische und spiritistische Konzepte wurden zwischen Kirchen, Kultur und Wissenschaften debattiert und ausgetauscht.

Zu den zentralen Begriffen, mit denen die Situation in der Forschung beschrieben wird, zählen „Spätpietismus“, „Zeitalter der Erweckungsbewegung“, aber auch „romantische Religiosität“ und – mit Blick auf die römisch-katholische Kirche – „Ultramontanismus“. Alle diese Bezeichnungen sind retrospektiv entstanden und transportieren weitreichende kirchen- und konfessionsgeschichtliche Narrative, die zumeist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formuliert wurden.

Im Kontrast zu solchen nachträglichen Zuschreibungen beabsichtigt das Forschungsvorhaben, die heterogene religionsgeschichtliche Situation der Jahrzehnte um 1800 aus dem Horizont der zeitgenössischen Akteure zu beschreiben - über einem Zugriff, der an Konzepte der Historischen Anthropologie anknüpft: Wo sahen die Menschen des frühen 19. Jahrhunderts religiöse Aufbrüche in ihrer Umwelt – kritisch oder affirmativ? Wem wurde von welchen Instanzen Kirchentreue oder Separatismus zugeschrieben? Welche Vergemeinschaftungsformen suchten sich Akteur:innen neuer religiöser Strömungen (Konventikel, charismatisch-spiritistische Gruppen, Sozietäten, Logen, Freikirchen)? Inwiefern verwendeten die Zeitgenossen neue Begriffe oder besetzten alte Termini semantisch neu, um Transzendenzerfahrungen zu beschreiben, wie etwa „Erweckung“, „Mystizismus“, „Ahndung“, „religiöses Gefühl“? Welche Kriterien für die Authentizität von Transzendenzansprüchen wurden diskutiert?

Das Vorhaben will so auch theologisch-religionsphilosophische Konzepte und Akteur:innen einbeziehen, die bislang nicht näher betrachtet wurden – unter anderem wegen ihres aus kirchengeschichtlicher Sicht häufig als problematisch geltenden „spekulativ-mystisch-theosophische[n] Einschlag[s]“ (F. W. Kantzenbach).

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