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Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung
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Franckeplatz 1
Haus 24
06110 Halle
Postanschrift:
Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung
06110 Halle
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Forschung
Das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung (IZP) befasst sich als weltweit einzige Einrichtung dieser Art mit der Erforschung des Pietismus in seinen europäischen wie außereuropäischen Kontexten. Integraler Bestandteil der Arbeit des IZP ist die Problematisierung der unterschiedlichen Facetten und teils widersprüchlichen Bedeutungen des Begriffs „Pietismus“, der seine Ursprünge in den Definitionskämpfen des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland hat. Ausgehend von Entwicklungen in den beiden lange konkurrierenden evangelischen Konfessionen des 17. und 18. Jahrhunderts, die mit Namen wie etwa Johann Jacob Schütz, Philipp Jakob Spener, Johanna Eleonora Petersen, August Hermann Francke, Gottfried Arnold oder Nikolaus Ludwig von Zinzendorf verbunden werden, erstrecken sich die Forschungsinteressen des IZP auf Reform- und Erneuerungsströmungen im Christentum, die von den Franckeschen Stiftungen bis zur gegenwärtig weltweit wirkenden Herrnhuter Brüdergemeine reichen. Thematisiert werden die mit den Erneuerungs- und Reformbewegungen verbundenen Konflikte um den Anspruch auf das "eigentliche" oder "wahre" Christentum, durch den herrschaftskritische ebenso wie Herrschaft beanspruchende Positionen begründet werden. Nicht zuletzt gehören die bis heute wirkungsvollen Impulse pietistischer Strömungen zum Forschungsprofil des Zentrums. Programmatischer Bestandteil der Aktivitäten des IZP ist zudem die Einsicht, dass der Blick auf das umstrittene Verhältnis von Pietismus und Aufklärung zu einem vertieften und differenzierteren Verständnis der ebenso produktiven wie prekären Rolle von Religion in den modernen Gesellschaften insgesamt gehört. Auf dieser Basis betrachten die beim IZP gebündelten Forschungen inner- wie außerkirchliche Vergemeinschaftungsformen einschließlich Freikirchen und evangelikale Gruppen sowie religiöse Strömungen im Umfeld der neuzeitlichen und modernen Esoterik. Des Weiteren wird die Rolle des Pietismus (z.B. durch Mission) im Kontext kolonialer Herrschaft reflektiert. Darüber hinaus zielen die Forschungen des Zentrums darauf ab, die Bedeutung von Religion im Wissensdiskurs und die Formierung der neuzeitlichen Naturwissenschaft und die damit verbundenen politisch-gesellschaftlichen Dimensionen religiöser Dynamiken insbesondere im Blick auf das Verhältnis zwischen Religion und Macht seit dem „langen“ 18. Jahrhundert zu untersuchen.
Der Standort Halle
Im Dezember 1993 mit Sitz in den Franckeschen Stiftungen gegründet, steht das IZP bis heute in einer besonderen Beziehung zu seinem Standort und bietet den verbundenen Forschenden ein einzigartiges Arbeitsumfeld: Der Zugang zum Archiv und zur Bibliothek der Franckeschen Stiftungen ist für die wissenschaftlichen Mitarbeitenden und mit dem IZP verbundenen Forschenden privilegiert. Die in Halle selbst am benachbarten IZEA und der Universitäts- und Landesbibliothek, an der Leopoldina und der Marienbibliothek und in der weiteren Umgebung zwischen Leipzig, Weimar, Erfurt-Gotha gelegenen historischen Stätten mit ihren Archiven, Sammlungen und Bibliotheken bieten exzellente Möglichkeiten für eigene Forschungsprojekte, insbesondere mit Bezug zum deutschen und mitteleuropäischen Raum.
Das Netzwerk
Qualität und Vielfalt der Arbeit des IZP werden institutionell durch das Direktorium und den Internationalen Wissenschaftlichen Beirat (IWP) gewährleistet, die das Zentrum in den aktuellen geistes- und kulturwissenschaftlichen Debatten verankern. Das Direktorium des IZP besteht aus seinem Geschäftsführenden Direktor und weiteren Professor:innen der Martin-Luther-Universität. Es stellt die Verbindung zur lokalen Forschungslandschaft sicher. Der IWB trägt maßgeblich zur internationalen Vernetzung des IZP bei. Ihm gehören derzeit Professor:innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Dänemark und den USA an.
Themen, Theorien und Methoden der Gender-Forschung sind für das IZP nicht nur selbstverständlicher Teil seines Profils, sondern werden über den Gegenstand hinaus als Inspirationsquelle für innovative Fragestellungen und Zugriffe bearbeitet. Die Verbindung zwischen dem Forschungsfeld und dem IZP stellt der Arbeitskreis Gender und Pietismus her.
Internationale Kongresse
Unter den vom IZP ausgerichteten Veranstaltungen ragen die Internationalen Kongresse für Pietismusforschung heraus, die alle vier bis fünf Jahre in Halle stattfinden und jeweils einer übergreifenden Fragestellung gewidmet sind. Die Kongresse ziehen weltweit Forscher:innen an und stellen mit ihrer Vielzahl von Sektionen und einem Rahmenprogramm die international bedeutsamste Tagungsreihe zum Forschungsfeld dar. 2001 fand der Auftaktkongress zum Thema „Interdisziplinäre Pietismusforschungen“ statt. Es folgten 2005 der II. Internationale Kongress für Pietismusforschung (Pietismus und Anthropologie), 2009 der III. (Erfahrung), 2013 der IV. (Pietismus und Medien), 2018 der V. (Gefühl und Norm) sowie der 2023 der VI. Kongress (Reisen und Religion). Der VII. Kongress wird im September 2027 folgen.