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IZP lecture series "Bibel, Böhme und Bekehrte"

Bibel, Böhme und Bekehrte:
Christentum in Deutschland zwischen Erweckung und Konfessionalisierung


Die von sozialen und politischen Umwälzungen geprägten Jahrzehnte zwischen den Napoleonischen Kriegen und dem Vormärz waren auch eine Phase besonderer religiöser Dynamiken in Europa. Neue Formen erfahrungszentrierter Religiosität formierten sich, Konfessionsgrenzen wurden in Frage gestellt, naturphilosophische, theosophische und spiritistische Konzepte wurden zwischen Kirchen, Kultur und Wissenschaften debattiert und ausgetauscht. Für den deutschsprachigen Raum wurden diese neuen Tendenzen vielfach unter dem Begriff „Erweckungsbewegung“ zusammengefasst, mit globalen Interaktionen im „religious revivalism“.

Die Vortragsreihe will neue Forschungsperspektiven auf dieses vielfältige und widersprüchliche religiöse Phänomen aufdecken, das mit seinen spekulativen und spiritistischen, irenischen wie separatistischen Dimensionen in einem spannungsreichen Verhältnis zu den verfassten Staatskirchen stand.


Eine Veranstaltungsreihe des IZP

digital unter:

https://uni-halle.webex.com/meet/izp

Termine


21. Oktober 2025, 18.15 Uhr
„Nur scheinbar verbindet diese Bestrebungen Ein gemeinsamer Name…“ – Religiöse Dynamiken in Deutschland nach 1800 und das Konzept „Erweckungsbewegung“

Dr. Diethard Sawicki (Halle)

Ort: Halle, Franckesche Stiftungen, Haus 26, Englischer Saal


Während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts herrschte in der öffentlichen Debatte Einigkeit darüber, dass es verbreitet zu einem vielgestaltigen Aufschwung des religiösen Lebens in Deutschland gekommen sei. Aber erst um 1900 wurde rückblickend von einer „Erweckungsbewegung“ gesprochen, die dem Protestantismus der damaligen Zeit einen charakteristischen Zug verliehen habe. Der Vortrag beleuchtet die Bemühungen der letzten Jahrzehnte, den Begriff „Erweckungsbewegung“ theologie- und kirchengeschichtlich zu füllen und in Narrative langwelliger Entwicklungen einzubinden. Anhand von Beispielen soll anschließend erkundet werden, wie sich in konkreten Fällen die von der Forschungsliteratur angeführten Merkmale erwecklicher Frömmigkeit zu den zeitgenössischen Wahrnehmungen innovativer religiöser Dynamiken nach 1800 verhalten.


25. November 2025, 18.15 Uhr
„Die Zeit ist nahe, wo Vieles wird eingesehen werden, was Oetinger vorlängst eingesehen“ – Schellings Oetinger-Studien

Dr. Vicki Müller-Lüneschloss (München)

Ort: Halle, Franckesche Stiftungen, Haus 26, Englischer Saal


Die Freiheitsschrift von 1809 war nicht nur das letzte bedeutende Werk, das Schelling selbst veröffentlichte; der Text markiert gleichzeitig eine inhaltliche Zäsur, mit der sich der Übergang von Schellings Identitätsphilosophie zu seinem religionsphilosophischen Spätwerk vollzieht: den Vorlesungen über Philosophie der Mythologie und Offenbarung. Auf diesem Weg entstanden Texte wie die Stuttgarter Privatvorlesungen, das Gespräch Clara und das Weltalter-Epos, die seither Anlass zu Spekulationen über die Einflüsse der „Schwabenväter“ in Schellings Werk bieten. Die Edition von Schellings Notatenbuch Fortdauer nach dem Tode bestätigt jetzt diese z.T. umstrittenen Interpretationsansätze: Schellings umfangreiche Zitatensammlung aus Oetinger, Ph. M. Hahn, Swedenborg u. a. macht so die theosophische Lektüre des Leonberger Philosophen erstmals sichtbar.


16. Dezember 2025, 18.15 Uhr
Freikirchen als Kinder der Erweckung? –Zum Verhältnis von religiösen Aufbrüchen, Gemeinschaftsbildung und identitätspolitischen Narrativen

Prof. Dr. Thomas Hahn-Bruckart (Rostock)

Ort: Halle, Franckesche Stiftungen, Haus 26, Englischer Saal


Freikirchen und Erweckungsbewegungen werden häufig in große Nähe zueinander gerückt. Zum Teil erscheinen Freikirchen geradezu als programmatische Umsetzung dessen, worauf eine Erweckung ziele: persönliche Adaption des christlichen Glaubens in der verbindlichen Form einer von ähnlichen Glaubenserfahrungen getragenen Gemeinschaft. Doch ganz so einlinig sind die Entwicklungen historiographisch häufig nicht zu bestimmen. Schon die Begriffe „Freikirche“ und „Erweckung“ sind schillernd und mehrdeutig, die jeweils konkrete Gestaltwerdung beider Phänomene von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Wie sich religiöse Aufbrüche zur Kirchenbildung, wie sich transnationale Dynamiken zu nationalen Identitäten, wie sich kirchliche Minderheiten zu Mehrheiten verhalten, ist Teil identitätspolitischer Narrative, die sowohl die Außen- als auch die Binnenperspektiven prägen. Diesen Verhältnisbestimmungen wird der Vortrag mit Fokus auf dem deutschsprachigen Raum im 19. und 20. Jahrhundert nachgehen.


27. Januar 2025, 18.15 Uhr
Luther, Scheibel und der Isiskult – Zu den „psychologisch-historischen“ Grundlagen des Neuluthertums

Prof. Dr. Anselm Schubert (Tübingen)

Ort: Halle, Franckesche Stiftungen, Haus 26, Englischer Saal


Details t.b.a.

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